Der Napoleonische Brückenkopf

Bild: Stadt Jülich und Brückenkopf

Jülich - historische Festungsstadt an der Rur

Die 2000jährige Geschichte Jülichs war stets eng mit der Aufgabe verbunden, die strategisch bedeutende Brücke über die Rur zu sichern. Seit dem Beginn des 4. Jahrhunderts, als auf dem östlichen Rurufer das spätrömische Kastell errichtet wurde, mußten die Befestigungen immer wieder den politischen und militärischen Gegebenheiten angepaßt werden. So spiegelt die Stadtbaugeschichte Jülichs in besonders eindrucksvoller Weise die Geschichte des Befestigungsbaus wider:
Aus dem spätrömischen Kastell entwickelte sich vermutlich die Burg der Jülicher Grafen, die wohl 1278 zerstört wurde, und aus der wachsenden Ansiedlung entstand dann die mittelalterliche Stadt. Von deren Befestigungsring, der Anfang des 14. Jahrhunderts gebaut wurde, künden heute noch der Hexenturm und ein Rest der Stadtmauer an der Poststraße. Im 16. Jahrhundert wurde Jülich in der Manier der italienischen Hochrenaissance völlig neu als Festungsstadt geplant und errichtet - mit Stadtbefestigung und Stadtanlage, mit Zitadelle und Residenzschloß. Doch auch dannach wurden die neuzeitlichen Festungsanlagen immer wieder erweitert, zuletzt durch französische und preußische Truppen im 19. Jahrhundert. (Weiterführend siehe den Stadtführer "Stadt und Zitadelle Jülich. Einstige Residenz und Festung").

Die französische Festung Jülich/Juliers

Festungsbau war das ständige Reagieren auf die immer weiterreichenden und durchschlagstärkeren Angriffswaffen. Um 1500 wurden daher die im Mittelalter üblichen Burg- und Stadtmauerringe durch Erdaufschüttungen verstärkt und schließlich durch gerade Wälle (Kurtinen) auf polygonalem (vieleckigen) Grundriß mit pfeilförmig zugespitzten Bastionen (Bollwerken) an den Ecken ersetzt. Jülich erhielt eine solche neuzeitliche Befestigung in der Mitte des 16. Jahrhunderts, sogar mit einer mächtigen Zitadelle, und galt lange Zeit als uneinnehmbar.

Maximale Ausbauplanung um 1805 Diese damals hochmoderne Festungsanlage mußte aber schon im 17. und 18. Jahrhundert weiter ergänzt werden mit dem Ziel, Angreifer auf immer größeren Abstand zu halten. Aus diesem Grund legte schließlich auch die französische Armee, der Jülich von 1794 bis 1814 unterstand, zu Beginn des 19. Jahrhunderts um Stadt und Zitadelle einen weiteren Befestigungsgürtel aus acht Lünetten - einzelnen kleinen Forts - und dem Brückenkopf an. Zudem war ein großes Festungsbauwerk, bestehend aus drei Forts, auf der Merscher Höhe im Nordosten der Stadt geplant. Hier legte Kaiser Napoleon 1804 zwar noch persönlich den Grundstein, außer einigen Erdarbeiten konnte diese Anlage aber nicht mehr realisiert werden.

Der Brückenkopf auf dem westlichen Rurufer hatte die Aufgabe, die empfindliche Westflanke der Stadt und Rurbrücke zu schützen. Doch während das "Fort Napoleon" gemäß moderner Festungskonzeption aus einzelnen Forts bestehen sollte, erfolgte der Bau des Brückenkopfes bereits einige Jahre früher noch in der traditionellen Form des "Kronwerks" (kronenförmiger Grundriß des Festungsbauwerks); ein innerer und ein äußerer Wassergraben sowie ein dazwischenliegender Vorwall unterstützten die Abwehr der Angreifer. Als neues Element der Verteidigung wurde zudem die Inondation, d.h. das systematische Überschwemmen des Glacis (des Vorfeldes der Festung) eingesetzt. Hierzu wurde die Rurbrücke um ein Stauwerk erweitert, und im Bereich des Festungsbauwerks legte man Rurdeiche an, um ein Wasserreservoir für die Flutung zu schaffen.

Zur Baugeschichte des Brückenkopfes

Nach zwei Schlachten im nahen Aldenhoven am 26. Februar 1793 und 3. Oktober 1794 fiel das Jülicher Land zusammen mit der Festungsstadt Jülich an Frankreich. Die Festung Jülich, nun in der Hand der französischen Armee, behielt ihre Aufgabe: die militärische Sicherung der Region zwischen Köln und Aachen. Hierzu sollte die Festung den veränderten militärtechnischen Bedingungen angepaßt werden. Das größte bauliche Einzelprojekt wurde 1799 mit dem Bau des Brückenkopfes als reines Erdwerk mit vorgelagertem Graben begonnen. Der aufgeschüttete Wall schützte die dort stationierten Soldaten, auf dem Wall konnten sie - durch eine Brustwehr gedeckt - Angreifer mit Kanonen und Handfeuerwaffen abwehren. Mit einer Front von ca. 600 m Länge und einer Breite von fast 200 m umschließt das Kronwerk eine Fläche von fast 12 ha.

Nachdem das Rheinland 1801 offiziell zum französischen Staatsgebiet erklärt worden war, begann ab 1802 außer der Anlage des Glacis mit Vorwall und Vorgraben vor allem der weitere Ausbau des Kronwerks mit weiträumigen Kasematten in den Kurtinen und den Bastionen: Vor die ab 1799 aufgeschüttete Wallanlage wurde nun eine diesen Wall umfassende, ca. 900 m lange und 1 m starke Escarpenmauer (innere Grabenböschungsmauer mit Oberwall und Brustwehr) mit ihrer dahinterliegenden Defensionsgalerie (Wehrgang in den Bastionen und Kurtinen) gesetzt. In den Jahren 1803 und 1804 plante man dann einen noch weit großzügigeren Ausbau der Kasematten: Das zahlreiche erhalten gebliebene Planmaterial zeigt anschaulich die von den französischen "Geniekorps" vorgesehene Einrichtung umfangreicher, bombensicherer Geschützstellungen auf allen drei Bastionen. Bei seinem Besuch am 11. September 1804 gab Kaiser Napoleon jedoch wegen technischer Unzulänglichkeiten und zu hoher Baukosten die Anweisung, die Pläne zu reduzieren. Fertiggestellt wurde von dieser dritten Bauphase lediglich der zweigeschossige Ausbau der südlichen Bastion. Die projektierten Kasemattenanlagen wurden in der Nordbastion nur noch reduziert zum Abschluß gebracht, bei der Mittelbastion unterblieb der Ausbau ganz.

1815 fiel das Rheinland an den preußischen Staat, der Jülich noch bis 1859 als Festung unterhielt. Mit der Aufgabe der Festung Jülich und Schleifung der Stadtbefestigung 1860 verlor schließlich auch der Brückenkopf seine verteidigungstechnische Bedeutung. Das Areal blieb jedoch Übungsgelände, zuletzt von belgischen Truppen in den 1920er Jahren. 1908 konnte die Stadt Jülich bereits die südliche Bastion erwerben. 1929 kamen die mittlere und die nördliche Bastion hinzu, so daß auf dem westlichen Rurufer ein großes Freizeit- und Erholungsgebiet mit Radrennbahn, Schwimmbad, Stadtpark und Freilichbühne errichtet werden konnte.

Obwohl die Stadtanlage, die Zitadelle und der Brückenkopf längst nicht mehr als Festung genutzt wurden, galt Jülich im II. Weltkrieg als ein Haupthindernis bei der Einnahme des Rheinlands. Ein Luftangriff führte am 16. November 1944 zur vollständigen Zerstörung der Stadt. Weitere umfassende Schäden erlitt der Brückenkopf bei der Ruroffensive im Februar 1945. Danach dienten die Kasematten und die Defensionsgalerie als Notunterkünfte, Viehställe und Werkstätten, und vor der nördlichen Bastion errichtete man den "Brückenkopf-Zoo" mit überwiegend heimischen Tierarten. In den 1970er Jahren wurde die südliche Bastion für die Nutzung als städtischer Bauhof baulich verändert.

In den 1980er Jahren konnte die Stadt Jülich erstmals zwei Abschnitte der nördlichen Bastion im Bereich des Zoos instandsetzen, doch sie war allein überfordert und mußte sich nach einem stärkeren Partner umsehen, wollte sie das bedeutende Baudenkmal auf Dauer erhalten. 1991 stimmte dann das Land dem Antrag von 1988 zu, mit den stark verfallenen Festungsanlagen des Brückenkopfes als Kernbereich und dessen Wiederherstellung die Landesgartenschau 1998 in Jülich durchzuführen. Dies ermöglichte schließlich ab 1995, nach einem erneuten Votum des Rates für die Landesgartenschau, die umfangreichen Restaurierungsarbeiten und die Anlage eines großen Naherholungsgebiets mit einer Neugestaltung des "Brückenkopf-Zoos".
Seit der Eröffnung der Landesgartenschau am 25. April 1998 steht der Brückenkopf Besuchern zur Besichtigung (teilweise im Rahmen von Führungen) offen.

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