Der Heimat verbunden

20.03.2009, 16:15
 
Jülich. Anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens hat die Jülicher Joseph-Kuhl-Gesellschaft eine Medaille gestiftet, die nun erstmals verliehen wurde.

Im Neuen Rathauses nahmen gleich zwei Preisträger die Auszeichnung aus den Händen von Prof. Dr. Günter Bers, Vorsitzender der Gesellschaft, entgegen.

Der ehemalige Jülicher Bürgermeister Heinz Schmidt sowie der langjährige Lokalredakteur unserer Nachbarausgaben in Erkelenz und Geilenkirchen, Leo Gillessen wurden mit der Joseph-Kuhl-Medaille bedacht. Beide seien Persönlichkeiten, die sich in spezieller Weise um die Erforschung der Geschichte der Stadt und des Herzogtums Jülich wie auch des Rheinlandes verdient gemacht haben, erläuterte Prof. Dr. Bers in seinem Festvortrag.

Die Gesellschaft wählte zum Auftakt ihrer Preisverleihung gleich zwei Repräsentanten aus, weil dies die «Doppelpoligkeit» ihrer Arbeit symbolisiere. Denn die Joseph-Kuhl-Gesellschaft beschäftigt sich eben nicht nur mit der Geschichte Jülichs sondern blickt auch in das «weite Jülicher Land» hinaus.

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18. März 2009

Rede anlässlich der 1. Verleihung der Joseph-Kuhl-Medaille
Von Prof. Dr. Günter Bers [23.03.2009, 20.19 Uhr]
Kulturhaus am Hexenturm versammelt Museum, Archiv und Bibiothek. Quelle: Stadt Jülich

Kulturhaus am Hexenturm versammelt Museum, Archiv und Bibiothek. Quelle: Stadt Jülich

Der Mensch bedarf zur Gestaltung der eigenen Existenz der Erinnerung, auch wenn dies einer Mehrheit erst mit zunehmendem Alter deutlich und erkennbar wird. Doch schon Kinder können Erfahrungen und Erlebnisse internalisieren und sie bei Bedarf, wenn auch sicher vielfach unbewusst, abrufen.

Diese Möglichkeit und Fähigkeit der Erinnerung ist „Geschichte“ und betrifft zunächst vielfach nur den individuellen oder auch familiären Bereich, weitet sich dann aber aus auf Kollektive, denen man angehört oder verbunden gewesen ist, wie Schulklassen, Arbeitsstätten, religiöse Zusammenschlüsse, Vereine oder Reisegruppen. Diese Rückblicke sind zunächst auf das Individuum bezogen. Da aber dieses so gut wie immer Teil einer Gemeinschaft ist, gibt es zahlreiche, mehr oder weniger parallel laufende Gedächtnisstränge, die zusammen gesehen dann die Erinnerung einer Kommune, einer Region, eines Stammes oder eines Volkes ausmachen. Diese Erinnerungen können wertvolle Erfahrungen für die je eigene Gruppe signalisieren.

Vom Nutzen des Sammelns
Als ein bekanntes Beispiel hierzu diene die menschliche Sprache. Sie wird zunächst eher unbewusst gelernt, aber das Gedächtnis speichert die Bedeutung der einzelnen Laute und ihrer Verbindungen, um sie dann im Laufe der Zeit als Kommunikationsmedium gebrauchen zu können. So sind z. B. unsere Vor- und Familiennamen, die Bezeichnungen für Orte, Flüsse, Gebirge bereits sprachliche Verdichtungen, die für den Kundigen schon eine Menge an Informationen über den oder die Träger eines Namens preisgeben. Auf lange Sicht gesehen bedarf jede Gemeinschaft der Pflege, aber auch der Herausarbeitung der kollektiven Rückschau, wobei die Gewichtung der einzelnen Gesichtspunkte naturgemäß unterschiedlich ausfallen kann.

War es in weit zurückliegenden Zeiten der Mythos, etwa der gemeinsamen Abstammung, uns bekannt als die Herkunft von Adam und Eva, so hat die Entwicklung der letztvergangenen Jahrhunderte nun eine jederzeit nachvollziehbare Erinnerung erforderlich gemacht, die zu ihrer Nutzung auch auf feste, zur Kontinuität angelegte Institutionen angewiesen ist, die dem landläufigen Sprachgebrauch folgend als Bibliothek, Museum und Archiv bezeichnet werden. 

Die eine Institution sammelt alle gedruckt vorliegenden Quellen zur Geschichte etwa einer Kommune. Dies können ganz triviale Objekte sein, wie etwa ein Telefonbuch, das der normale Nutzer oder die Nutzerin sofort nach Veralten fortwirft. Dies können Reklamezettel für Waschmittel oder politische Wahlen sein. Auch sie spiegeln einen wenn auch winzigen Anteil der je aktuellen Gegenwart.

Die anderen sammeln Gegenstände, angefangen von bei Ausgrabungen zutage tretenden Objekten bis zu künstlerisch hochwertigen Exponaten vergangener Stilrichtungen. Das Archiv bewahrt schließlich handschriftliche oder sonstwie verschriftlichte, jedenfalls nicht gedruckt vorliegende Texte. Dabei kann es natürlich auch Mischformen geben. Allen diesen drei Gedächtnissammlungen ist eigen, dass sie, wenn sie ihre Aufgabe erfüllen sollen, von ausgebildetem und sachkundigem Fachpersonal betreut werden müssen, dessen Spezialkenntnisse in einem oft lang andauernden Prozess zu erwerben waren. Leider ist die Pflege von Geschichte nicht unabhängig von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Seit der Antike gibt es Beispiele dafür, dass die Geschichtswissenschaft von den Mächtigen oft zu manipulativen Zwecken missbraucht wird. Dies reicht von der Tilgung von Herrschernamen im Ägypten der Pharaonen, etwa auf Denkmälern oder in Pyramiden, durch einen der Nachfolger bis hin zum Missbrauch der Ahnenforschung zur Herrschaftsstabilisierung einer politischen Partei in noch nicht allzu ferner Vergangenheit.

Das erste größere Kollektiv, die erste größere Gemeinschaft, die der Mensch erlebt, jedenfalls in unseren Regionen, ist die Gemeinde eines Dorfes oder einer Stadt, in der dieser vorwiegend lebt. Die Pflege der kommunalen Geschichte ist deshalb ein besonderes Anliegen, erfordert allerdings auch ein ganzes Bündel von Fähigkeiten und Begabungen nebst einer häufig emotionalen Bindung an den jeweiligen Ort. In der Regel ist diese Hinwendung zur örtlichen Geschichte mit dem aktuellen oder dem früheren Lebensraum verbunden.

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http://www.das-juelicht.de/vereine/artikel/8698.php
Rede anlässlich der 1. Verleihung der Josep-Kuhl-Medaille, 2. Teil
Von Prof. Dr. Günter Bers  [23.03.2009, 20.25 Uhr]
Joseph Kuhl war Heimatforscher und Rektor des Pro-Gymnasium. Quelle: Gymnasium Zitadelle

Joseph Kuhl war Heimatforscher und Rektor des Pro-Gymnasium. Quelle: Gymnasium Zitadelle


Die Verdienste von Joseph Kuhl
Ein Mann, der als erster dieses Engagement für die Stadt Jülich geleistet hat, ist der frühere Rektor des Jülicher Pro-Gymnasiums (seit 1862), Dr. Joseph Kuhl, wegen seiner Verdienste 1886 zum Professor ernannt. In einer jahrzehntelangen Arbeit hat er die Geschichte der Stadt Jülich, von der bis zu diesem Zeitpunkt nur wenig Verlässliches bekannt war, erforscht und sie in vier umfangreichen Druckbänden veröffentlicht. Wenn man bedenkt, dass er dies zu einer Zeit gemacht hat, in der es weder Schreibmaschine oder elektrisches Licht, weder Diktaphon noch Computer gab, auch keine nennenswerten Vorarbeiten, sondern dass er seine Erkenntnisse mühsam aus zehntausenden, in einer damals nicht mehr üblichen Schrift verfassten handschriftlichen Dokumenten herausgefiltert hat, so wird man ihm Bewunderung nicht versagen können.

Mit Recht hat ihn die Stadt Jülich im Jahre 1897 zum Ehrenbürger ernannt, und unsere Gesellschaft hat sich bei ihrer Gründung 1989 seinen Namen zugelegt. Die Beschäftigung mit der Geschichte und die Sicherung ihrer dinglichen Grundlagen ist nun eine Aufgabe, die sich jeder Generation neu stellt, und es kostet nicht geringe Mühe, die institutionellen Voraussetzungen dafür zu schaffen, zu erhalten und in die Zukunft fortzuführen. Hier hatte die Stadt Jülich, trotz der Vorarbeiten Kuhls und anderer verdienstvoller Männer – ich erinnere hier nur an den Verleger Adolf Fischer – doch ein gewisses Defizit aufzuweisen, nicht zuletzt bedingt durch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der 1920er und 1930er Jahre und der Zerstörung der Stadt Jülich durch die Kriegsereignisse 1944/45 und den dann notwendigen Wiederaufbau, der zunächst alle Kräfte bündeln musste, um das schiere Überleben zu ermöglichen.

Was in Jülich bis in die jüngere Vergangenheit fehlte, waren geeignete Gebäude für die genannten Institutionen Bibliothek, Museum und Archiv sowie das Vorhandensein personeller, hauptamtlicher Ressourcen zur Realisierung der damit verbundenen Aufgaben, denn ab einer bestimmten Größenordnung ist das Betreiben solcher Aufgaben nicht mehr mit dem Einsatz ehrenamtlicher Helfer möglich.

Stiftung der Joseph-Kuhl-Medaille

Der heutige Tag ist in der Geschichte unserer Joseph-Kuhl-Gesellschaft zweifellos ein besonderer; denn zum ersten Mal wird der von uns initiierte Ehrenpreis, die Joseph-Kuhl-Medaille, verliehen. Sie wurde von uns gestiftet anlässlich unseres zwanzigjährigen Bestehens und zur Erinnerung an den genannten bedeutenden Ideenträger unserer Stadtgeschichte, dessen Namen auch die inzwischen über 80 Titel zählenden Schriften unserer Gesellschaft ziert. Damit sollen Persönlichkeiten geehrt werden, die sich in spezieller Weise um die Erforschung der Geschichte nicht nur der Stadt und des Herzogtums Jülich selbst, sondern im weiteren Sinne auch der Geschichte des Rheinlandes verdient gemacht haben oder die eine solche Erforschung ermöglicht haben. Seit ihrem Bestehen weiß sich die Joseph-Kuhl-Gesellschaft diesem Auftrag verpflichtet, und wie die kontinuierliche Dichte der von ihr betreuten und veröffentlichten Publikationen beweist, ist die Erhellung der Jülicher Regional-und Ortsgeschichte ein schier unerschöpfliches Feld mit einer ganz eigenen Dynamik. Es kann daher nicht überraschen, dass dieser Gegenstand immer wieder zu neuen Ansätzen, Perspektiven und Erörterungen anspornt und herausfordert; von der Dissertation, die sich der Erschließung eines neuen Aspektes widmet, bis hin zur Miszelle, die einen kleinen, aber durchaus nicht unwichtigen Seitenaspekt einer bereits bekannten Problematik thematisiert. Wir als vereinsrechtlich organisierte Gesellschaft können uns daher glücklich schätzen, in unseren Reihen sowohl dem spezialisierten Fachgelehrten als auch dem historisch interessierten Laien im ursprünglichen wie weiteren Wortsinn eine geistige Heimat zu bieten.

Der Begriff „Heimat“ ist ja, so möchte ich sagen, ein durchaus vielschichtiger Begriff; er bezeichnet unsere individuellen und auch gemeinschaftlichen Vorstellungen über unsere Vergangenheit ebenso wie unsere Verortung in der Gegenwart und gibt uns oft auch die Richtung für die Zukunft vor. Gerade im Zeitalter einer anonymisierten Globalisierung haben wir eine Renaissance des Heimatbegriffes zu verzeichnen; denn der Mensch ist in komplexe kulturelle und soziale Bezüge verwoben und sucht sich seiner selbst zu vergewissern. In dieser Dimension wird der Heimatbegriff bezüglich der Herkunft zur kulturellen Identität schlechthin. Diese Frage ist ein geradezu konstiuierendes Element unseres emsigen Forscherfleißes und Richtschnur unseres Handelns; und so möchte die Joseph-Kuhl-Gesellschaft mit der Stiftung dieser Medaille auch einen Beitrag zur Stärkung und vermehrten öffentlichen Anerkennung der Historie unseres Gemeinwesens leisten, das sie zu ihrer Arbeit inspiriert.

Wie ich schon bei anderen Anlässen Gelegenheit hatte festzustellen, bildet die mikrokosmische Geschichte Jülichs in geradezu beispielhafter Weise auch die größeren Geschehnisse im historischen Makrokosmos ab, wodurch diese in vielfacher Hinsicht besser nachvollziehbar werden. Diese „Welt im Kleinen“ (mundus in gutta) in ihren geschichtlichen Dimensionen aufzuzeigen und ihr mannigfaltiges Beziehungsgeflecht abzubilden, ist von jeher Anspruch unserer Vereinigung gewesen. Ihr Maßstab ist das Lebenswerk Joseph Kuhls selbst, der Geschichtsschreibung nicht nur als Selbstzweck, sondern immer auch als vermittelnden Beitrag des Historikers zur Bildung und Stärkung des öffentlichen Bewusstseins begriff. In den Geisteswissenschaften wird in den letzten Jahren zunehmend das Konzept des „kulturellen Gedächtnisses“ diskutiert; man wird sicher sagen können, dass sich in der Geschichte gerade auch des Jülicher Gemeinwesens diese Begrifflichkeit modellhaft konkretisiert. Die nun gestiftete und ausgelobte Ehrenmedaille soll, wie bereits erwähnt, an Persönlichkeiten verliehen werden, die diese Überlegungen in ihrer Tätigkeit besonders zu würdigen wussten, solche konzeptionelle Optionen aufgegriffen und mit Überzeugung geholfen haben, diese zu realisieren. Daher ist es mir eine große Freude und besondere Ehre, heute zwei sehr verdiente Herren im Namen der Joseph-Kuhl-Gesellschaft mit dieser Medaille für ihr Werk auszeichnen zu dürfen.

Mit Bedacht haben wir für die erstmalige Verleihung zwei Repräsentanten dieser Ideen ausgesucht, symbolisieren sie doch die Doppelpoligkeit unserer Arbeit. Zum einen geht es um die Geschichte unserer Stadt Jülich, zum anderen aber auch um das weite Jülicher Land, das aus der städtischen Perspektive gesehen manchmal etwas fern zu rücken scheint.

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Rede anlässlich der 1. Verleihung der Josep-Kuhl-Medaille, 3. Teil
Von Prof. Dr. Günter Bers [23.03.2009, 20.39 Uhr]
Prof. Bers (r) überreicht Preisträger Heinz Schmidt die erste Joseph-Kuhl-Medaille.

Prof. Bers (r) überreicht Preisträger Heinz Schmidt die erste Joseph-Kuhl-Medaille.


Heinz Schmidt – „Bauherr“ des Kulturhauses

Die erste der hier zu nennenden Persönlichkeiten ist Herr Heinz Schmidt, der von 1984 bis 1994 Bürgermeister unserer Stadt Jülich war. 1936 wurde er in Jülich geboren, ist also ein echter „Muttkraat“, wie der alte Spitzname für die eingeborenen Jülicher lautet. Er begann 1951 seine berufliche Laufbahn im Eisenbahnausbesserungswerk Jülich-Süd, das heute auch schon lange Geschichte geworden ist. Er ist gelernter Maschinenschlosser und war später technischer Angestellter. Frühzeitig interessierte er sich für die Politik. Seit 1961 war er politisch organisiert. Dabei war es ihm ein Anliegen, die damals in gewissem Sinne versteinerten politischen Verhältnisse Jülichs zu ändern.

Der so gewachsene Wille zur Mitgestaltung führte ihn in die SPD, und für diese Partei wurde er in bereits jungen Jahren, seit 1964, Stadtverordneter in Jülich, und blieb dies ganze 34 Jahre lang, seit 1967 auch als SPD-Fraktionsvorsitzender. Er wurde dann, wie schon gesagt, Bürgermeister und war von 1984 bis 1999 zusätzlich noch Kreistagsabgeordneter in Düren. Es ist völlig klar, dass man als politischer Mandatsträger nicht nur Freunde findet, aber jeder, der Heinz Schmidt kennt, wird ihm bescheinigen können, dass er gut zuhören kann, Argumente in ihrem Für und Wider abwägt und dann Entscheidungen trifft, die letztendlich eine Mehrheit und langfristig Anerkennung fanden. Dabei betrachtet er die Sachlage in nüchterner Weise und ist jedem Pathos abhold, aber doch bestimmt in der Verfolgung seiner Grundsätze.

Ein besonderes Kennzeichen seiner Persönlichkeit ist seine Bescheidenheit, das Zurücknehmen der eigenen Person, eine bei Politikern aller Schattierungen nur selten zu beobachtende Eigenschaft. Ich darf in diesem Zusammenhang erwähnen, dass es einiger Mühe bedurfte, um Heinz Schmidt zur Annahme dieser Ehrung zu bewegen. In seine Amtszeit als Jülicher Bürgermeister, die ein Jahrzehnt umfasst, fallen wichtige und zukunftsweisende Entscheidungen, und insbesondere die Interessentinnen und Interessenten der Jülicher Stadtgeschichte sind Heinz Schmidt zu großem Dank verpflichtet. Und zwar aus folgendem Grund: Während seiner Bürgermeisterjahre ist das Kulturhaus am Hexenturm der Stadt Jülich als Heimstätte für Stadtbücherei, Museum und Archiv errichtet worden, und damit wurden erstmals ganz neue Dimensionen und Möglichkeiten der Präsentation von Geschichte für alle Bürgerinnen und Bürger eröffnet.

Der Hauptausschuss des Jülicher Stadtrats hatte sich in seiner Sitzung am 19.05.1987 für die Errichtung dieses Gebäudes ausgesprochen, und es konnte nach zweieinhalbjähriger Bauzeit Mitte Mai 1992 seiner Bestimmung übergeben werden. Die Kosten beliefen sich auf 7,05 Millionen Mark, von denen das Land Nordrhein-Westfalen 2,225 Millionen übernommen hat. Diese Ausgaben haben sich, wie man heute feststellen darf, für die Stadt Jülich in vielerlei Hinsicht bezahlt gemacht, wenn es auch damals für eine kleinere Stadt wie Jülich sicherlich ein Wagnis war, eine solche Aufgabe zu schultern.

Dies ist jedenfalls von Heinz Schmidt wesentlich mitverantwortet worden, und er hielt dann auch Mitte Mai 1992 zu Recht die Einweihungsrede. Wenn der Erfolg bekanntlich auch zahlreiche Väter hat, so ist es doch Heinz Schmidt und der ihn tragenden politischen Gruppierungen zu verdanken, dass diese Maßnahme erstmals und bisher einmalig für die Jülicher Stadtgeschichte Gestalt angenommen hat.

Zu dem Gebäude gehören natürlich auch entsprechend fachlich geschulte Mitarbeiter, und so ist es letzten Endes Heinz Schmidt zu verdanken, dass die Planstellen für einen Archivar (1987) und einen Museumsleiter (1992) geschaffen werden konnten, obwohl es durchaus auch kritische Stimmen gab, die diese Maßnahmen als in den Bereich der freiwilligen Leistungen der Kommune fallend zunächst nicht so realisiert sehen wollten. Allen Widerständen zum Trotz konnte Heinz Schmidt sich jedoch mit seinen Vorstellungen durchsetzen. Diese Tat ist in ihrer Bedeutung für das Selbstverständnis der Stadt Jülich gar nicht hoch genug einzuschätzen, und er hat sich damit in die Annalen der Stadt Jülich mit goldenen Lettern eingetragen. Damit hat er einen Teil seines Wahlversprechens von 1984 wahrgemacht, die Stadt zum gesellschaftlich-kulturellen Mittelpunkt des Jülicher Landes zu machen.

In die Amtszeit des damaligen Bürgermeisters Schmidt fällt auch das große Jülicher Stadtjubiläum von 1989. Damit sollte die inzwischen 750jährige Tradition Jülichs als mit Stadtrechten ausgestattete Kommune in Erinnerung gerufen werden. Wenn auch ein genaues Stadterhebungsdatum nicht überliefert ist, so ist doch davon auszugehen, dass Mitte bis Ende der 1230er Jahre der Graf von Jülich, eigenmächtig und unter Widerspruch des eigentlichen Ortsherrn, des Erzbischofs von Köln, Jülich zur Stadt erhoben hat, und ein solches Datum ist es natürlich wert, festlich begangen zu werden. Engagierte Publicity-Strategen haben dann gleichzeitig noch den Slogan „2000 Jahre Jülich“, unter Rückgriff auf die Römische Zeit, formuliert, und so konnte unter anderem eine stadtgeschichtliche Ausstellung im Alten Rathaus und ein Historischer Festzug am 17.06.1989 veranstaltet werden.

Diese Maßnahmen haben die Jülicher Ortsgeschichte ungemein populär werden lassen und ihr – jedenfalls vorübergehend – auch eine größere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zuteil werden lassen. In dem in historischen Gewändern veranstalteten Festzug schritt selbstredend auch Bürgermeister Schmidt einher. Gegen Ende seiner Amtszeit konnte die heute wieder aktuelle Denkmalbereichs-Satzung der Stadt Jülich vom Rat verabschiedet werden, und zwar einstimmig (30.03.1993). Damit sollte die Erhaltung des Stadtbildes der Innenstadt, so wie es in den Nachkriegsjahren von Prof. René von Schöfer in Anlehnung an den Pasqualinischen Stadtentwurf des 16. Jahrhunderts geschaffen worden war, für die Zukunft erhalten bleiben. Auch für die dann 1998 realisierte Landesgartenschau hat u. a. der damalige Bürgermeister Schmidt die Weichen gestellt.

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Rede anlässlich der 1. Verleihung der Josep-Kuhl-Medaille, 4. Teil
Von Prof. Dr. Günter Bers [23.03.2009, 20.43 Uhr]
Leo Gillessen und seine Auszeichnung, die Joseph-Kuhl-Medaille

Leo Gillessen und seine Auszeichnung, die Joseph-Kuhl-Medaille


Leo Gillessen – vom Journalisten zum regionalen Heimatforscher

Ganz anders verlaufen ist die Biographie der zweiten heute von uns zu ehrenden Persönlichkeit. Leo Gillessen, geboren 1927 in Dremmen, besuchte zunächst vier Jahre die Oberschule in Heinsberg, wurde dann als Luftwaffenhelfer eingezogen, besuchte dann nochmals für drei Jahre das Gymnasium in Heinsberg, musste aber in der Prima aufgeben, um seinen Eltern beim Aufbau einer neuen geschäftlichen Existenz zu helfen. Im elterlichen lederverarbeitenden Betrieb war er dann einige Jahre tätig und begann 1951 ein Studium an der ersten deutschen Journalistenschule in Aachen, um 1952/53 wieder im elterlichen Betrieb mitarbeiten zu müssen. 1954/55 war er dann für zwei Jahre auf dem englischen Militärflugplatz Wildenrath tätig, um schließlich 1955-56 wieder zur Pressearbeit zurückzukehren.

Als Volontär schrieb er für die Aachener Volkszeitung zunächst in Aachen und Düren, um dann an die Aachener Nachrichten zu wechseln, für deren Lokalredaktion in Erkelenz und Geilenkirchen er in der Folge zuständig war. Bereits seit 1955 hatte Herr Gillessen sich der Heimat-und Regionalgeschichte zugewandt, die er sich zunächst im Selbststudium, z. T. angeleitet durch den aus Heinsberg stammenden Dr. Severin Corsten, Bibliotheksrat und in späteren Jahren Direktor der Kölner Universitäts-und Stadtbibliothek. Frucht dieser Bemühungen war 1958 eine erste Veröffentlichung über die Geschichte der Pfarrei seines Heimatortes Dremmen.

Diesem Buch folgten bis heute wenigstens 22 weitere Schriften mit zusammen 3.500 Druckseiten, meist der Geschichte der Heinsberg-Erkelenzer Region, die seit dem
15. Jahrhundert ein Bestandteil des Herzogtums Jülich war, gewidmet. Diese reiche Veröffentlichungstätigkeit wurde gefördert bzw. sozusagen herbeigerufen durch das Amt eines Museumsleiters des Kreises Heinsberg, das Herr Gillessen bis 1992 ausfüllte. In dieser Zeit hat er das Heimatmuseum in Heinsberg zu einer sehenswerten Stätte der Dokumentation der regionalen Vergangenheit gemacht.

Dass die wissenschaftlich orientierte Arbeit von Leo Gillessen auch überörtlich anerkannt wurde, belegt die Tatsache, dass eine von ihm verfasste Untersuchung über die Flurnamen von Oberbruch-Dremmen 1976 in der renommierten Reihe „Rheinisches Archiv“ des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Universität Bonn herausgegeben wurde. Unsere Joseph-Kuhl-Gesellschaft hat von ihm die Edition des ältesten „Mannbuches“, ein Verzeichnis der Lehensnehmer des Heinsberger Dynasten, im Jahre 1997 besorgen lassen. 2003 erschien dann eine Edition der ältesten Kellnerei-Rechnungen des Jülicher Amtes Randerath, hrsg. vom Heimatverein der Heinsberger Lande. Dass Herr Gillessen sich auch einer volksnahen Geschichtspflege verbunden fühlt, zeigt seine jahrzehntelange Tätigkeit als Redakteur der Heimatkalender der Kreise Erkelenz und Heinsberg, sehr gut gemachte und lesenswerte Publikationen, die ein weites Echo in der Bevölkerung gefunden haben.

Wegen seines überdurchschnittlichen Engagements für die regionale Kulturpflege erhielt Herr Gillessen bereits 1976 das Albert-Steeger-Stipendium des Landschaftsverbandes Rheinland. 1993 wurde ihm der Rheinlandtaler verliehen, und 1997 die Steeger-Plakette des Vereins Linker Niederrhein, und heute freuen wir uns, diesen Ehrungen die Joseph-Kuhl-Medaille hinzufügen zu können. In Herrn Gillessen haben wir einen wissenschaftsorientierten und dennoch heimat-und volksnahen Erforscher der Regionalgeschichte des nordwestlichen Jülicher Landes vor uns, der wichtige Teilbereiche von dessen Vergangenheit in das Bewusstsein der Interessierten gehoben hat.

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