SENIORENARBEIT "SinN" -
"Senioren ins Netz" heißt ein Internet-Modellprojekt
der Stadt Jülich. Es soll die Ängste älterer Menschen
vor den neuen Medien abbauen und Alt und Jung am Rechner zusammenbringen
Computer statt Kaffeekränzchen
VON ILSE MOHR
JÜLICH/
TITZ/ ALDENHOVEN/ LINNICH - Ein Blick in das Jahr 2003: Im Jülicher
Land gibt es fünf Internetcafés, in denen ältere
Menschen surfen, chatten, mailen. Junge und ältere Menschen
arbeiten an gemeinsamen Projekten. Alteneinrichtungen und Angebote
für Senioren sind über einen virtuellen Seniorentreff
vernetzt.
Das ist keine Zukunftsmusik. Die Stadt Jülich
hat vom Land Nordrhein-Westfälen kürzlich den Förderzuschlag
für ein Modellprojekt erhalten, das älteren Menschen
Medienkompetenz vermitteln und ihnen die Teilnahme an den neuen
Kommunikationsformen, ermöglichen will. Es wird von zwei
hauptamtlichen Fachkräften mit pädagogischen und technischen
Qualifikationen begleitet.
Zukunftsorientierie Altenarbeit im Stadtteil
"SinN" - "Senioren ins Netz"
heißt das Vorhaben, mit dem innerhalb von drei Jahren im
einzelnen folgende Ziele umgesetzt werden sollen: die Barrieren
älterer Menschen vor den neuen Technolgien abzubauen, eine
Beziehung "älterer Mensch - neue Medien" herzustellen,
einen generationsübergreifenden Dialog zu organisieren und
die Altenarbeit zukunftsorientiert auszurichten.
Ausgangspunkt ist zum einen die Erkenntnis, dass
traditionelle Altenarbeit sich verjüngen muss, um attraktiv
zu bleiben. Schließlich werden auch "die Senioren"
immer jünger, etwa durch frühes Ausscheiden aus dem
Berufsleben oder durch Arbeitslosigkeit. Mit ihrer ungebrochenen
Vitalität sind sie kaum in herkömmliche Altentreffs
zu locken.
Ziele der Altenhilfeplanung der Stadt Jülich
ist deshalb unter anderem, dem Bedürfnis nach Kommunikation
und Interaktion zeitgemäß und zielgruppengerecht Rechnung
zu tragen.
Zum zweiten soll verhindert werden, dass Menschen,
die den Umgang mit Computertechnik nicht gewohnt sind - und dazu
gehört besonders die Gruppe der Menschen ab 55 Jahre - vom
gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden. "Neue Technologien
werden die Arbeits- und Lebensbedingungen aller Generationen künftig
noch stärker und schneller veränden als bisher",
heißt es in der Projektbeschreibung.
Surfen wird eine Selbstverständlichkeit
Die Nutzung des Internets werde in wenigen Jahren
so selbstverständlich sein wie heute das Telefonieren. "Der
Anpassungsdruck an jeden Einzelnen steigt. Nur wer weiß,
was man mit technischen Hilfsmitteln - vom transportablen Telefon
bis zum Intemet-PC - machen kann, und wer gelernt hat, damit umzugeben,
ist in der Lage, selbstbestimmt am sozialen, kulturellen und politischen
Leben teilzunehmen."
Das Projekt lebt von der Vernetzung
Eine groß angelegte Vernetzung soll dabei
ein stabiles Fundament für die neuen Angebote bilden: In
einem Kooperationsverbund, arbeiten verschiedene Träger der
Altenarbeit, Institutionen und interessierte Einzelpersonen mit
der Stadt Jülich zusammen, unter anderem der Gemeinnützige
Bauverein Jülich, die Evangelische Kirchengemeinde Aldenhoven,
die Arbeiterwohlfahrt Jülich und die katholische Kirchengemeinde
St. Martinus Linnich.
Als Multiplikatoren werden auch eingebunden die
Zusammenschlüsse der politisch organisierten Senioren, Studenten
und Dozenten der Fachhochschule Jülich, die Ehemaligengruppe
des Forschungszentrums Jülich und ehrenamtlich tätige
Jugendliche der Kooperationspartner. Durch den generationsübergreifenden
Ansatz in einem Pool von Ehrenamtlichen sollen der Dialog und
der wechselseitige Erfahrungsaustausch zwischen jüngeren
und älteren Mensehen gefördert werden.
Beteiligung in Zukunftswerkstätten
Die Umsetzung läuft bereits in diesem Herbst
an, informiert Katharina Esser, die Sozialplanerin der Stadt Jülich.
Um die Zielgruppen - vom Senioren bis zum EDVler - zu beteiligen,
finden sogenannte Zukunftswerkstätten statt, um Wünsche
und Bedürfnisse zu erfragen und das Konzept zu konkretisieren.
Schulungen für die Ehrenamtlichen sind geplant.
Ebenso die Einrichtung der Intemetcafés in Jülich
(zwei), Aldenhoven, Linnich und Titz. [...]
Im weiteren Verlauf sollen über die ersten
Nutzerangebote die Internetcafés als Kontakt- und Kommunikationszentren
etabliert und die virtuelle Vemetzung aufgebaut werden. Ziel des
letzten Projektjahrs ist die Verselbstständigung der Internetcafés
und ihre jeweilige finanzielle Absicherung.
Eine anwenderorientierte Dokumentation soll darüber
hinaus Grundlage sein für die Ausweitung auf das gesamte
Kreisgebiet. Dabei sollen besonders die Schnittstellen zum parallelen
Aufbau eines virtuellen Freiwilligenzentrums besonders berücksichtigt
werden.
Weitere Auskünfte und Informationen gibt.
es bei Katharina Esser, Sozialplanerin. der Stadt Jülich,
Große Rurstraße 17, 52428 Jülich, 0 24 61 / 63
236.