06.08.2000 - Evangelische Wochenzeitung für das Rheinland DER WEG:

SENIORENARBEIT "SinN" - "Senioren ins Netz" heißt ein Internet-Modellprojekt der Stadt Jülich. Es soll die Ängste älterer Menschen vor den neuen Medien abbauen und Alt und Jung am Rechner zusammenbringen

Computer statt Kaffeekränzchen

VON ILSE MOHR

JÜLICH/ TITZ/ ALDENHOVEN/ LINNICH - Ein Blick in das Jahr 2003: Im Jülicher Land gibt es fünf Internetcafés, in denen ältere Menschen surfen, chatten, mailen. Junge und ältere Menschen arbeiten an gemeinsamen Projekten. Alteneinrichtungen und Angebote für Senioren sind über einen virtuellen Seniorentreff vernetzt.

Das ist keine Zukunftsmusik. Die Stadt Jülich hat vom Land Nordrhein-Westfälen kürzlich den Förderzuschlag für ein Modellprojekt erhalten, das älteren Menschen Medienkompetenz vermitteln und ihnen die Teilnahme an den neuen Kommunikationsformen, ermöglichen will. Es wird von zwei hauptamtlichen Fachkräften mit pädagogischen und technischen Qualifikationen begleitet.

Zukunftsorientierie Altenarbeit im Stadtteil

"SinN" - "Senioren ins Netz" heißt das Vorhaben, mit dem innerhalb von drei Jahren im einzelnen folgende Ziele umgesetzt werden sollen: die Barrieren älterer Menschen vor den neuen Technolgien abzubauen, eine Beziehung "älterer Mensch - neue Medien" herzustellen, einen generationsübergreifenden Dialog zu organisieren und die Altenarbeit zukunftsorientiert auszurichten.

Ausgangspunkt ist zum einen die Erkenntnis, dass traditionelle Altenarbeit sich verjüngen muss, um attraktiv zu bleiben. Schließlich werden auch "die Senioren" immer jünger, etwa durch frühes Ausscheiden aus dem Berufsleben oder durch Arbeitslosigkeit. Mit ihrer ungebrochenen Vitalität sind sie kaum in herkömmliche Altentreffs zu locken.

Ziele der Altenhilfeplanung der Stadt Jülich ist deshalb unter anderem, dem Bedürfnis nach Kommunikation und Interaktion zeitgemäß und zielgruppengerecht Rechnung zu tragen.

Zum zweiten soll verhindert werden, dass Menschen, die den Umgang mit Computertechnik nicht gewohnt sind - und dazu gehört besonders die Gruppe der Menschen ab 55 Jahre - vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden. "Neue Technologien werden die Arbeits- und Lebensbedingungen aller Generationen künftig noch stärker und schneller veränden als bisher", heißt es in der Projektbeschreibung.

Surfen wird eine Selbstverständlichkeit

Die Nutzung des Internets werde in wenigen Jahren so selbstverständlich sein wie heute das Telefonieren. "Der Anpassungsdruck an jeden Einzelnen steigt. Nur wer weiß, was man mit technischen Hilfsmitteln - vom transportablen Telefon bis zum Intemet-PC - machen kann, und wer gelernt hat, damit umzugeben, ist in der Lage, selbstbestimmt am sozialen, kulturellen und politischen Leben teilzunehmen."

Das Projekt lebt von der Vernetzung

Eine groß angelegte Vernetzung soll dabei ein stabiles Fundament für die neuen Angebote bilden: In einem Kooperationsverbund, arbeiten verschiedene Träger der Altenarbeit, Institutionen und interessierte Einzelpersonen mit der Stadt Jülich zusammen, unter anderem der Gemeinnützige Bauverein Jülich, die Evangelische Kirchengemeinde Aldenhoven, die Arbeiterwohlfahrt Jülich und die katholische Kirchengemeinde St. Martinus Linnich.

Als Multiplikatoren werden auch eingebunden die Zusammenschlüsse der politisch organisierten Senioren, Studenten und Dozenten der Fachhochschule Jülich, die Ehemaligengruppe des Forschungszentrums Jülich und ehrenamtlich tätige Jugendliche der Kooperationspartner. Durch den generationsübergreifenden Ansatz in einem Pool von Ehrenamtlichen sollen der Dialog und der wechselseitige Erfahrungsaustausch zwischen jüngeren und älteren Mensehen gefördert werden.

Beteiligung in Zukunftswerkstätten

Die Umsetzung läuft bereits in diesem Herbst an, informiert Katharina Esser, die Sozialplanerin der Stadt Jülich. Um die Zielgruppen - vom Senioren bis zum EDVler - zu beteiligen, finden sogenannte Zukunftswerkstätten statt, um Wünsche und Bedürfnisse zu erfragen und das Konzept zu konkretisieren.

Schulungen für die Ehrenamtlichen sind geplant. Ebenso die Einrichtung der Intemetcafés in Jülich (zwei), Aldenhoven, Linnich und Titz. [...]

Im weiteren Verlauf sollen über die ersten Nutzerangebote die Internetcafés als Kontakt- und Kommunikationszentren etabliert und die virtuelle Vemetzung aufgebaut werden. Ziel des letzten Projektjahrs ist die Verselbstständigung der Internetcafés und ihre jeweilige finanzielle Absicherung.

Eine anwenderorientierte Dokumentation soll darüber hinaus Grundlage sein für die Ausweitung auf das gesamte Kreisgebiet. Dabei sollen besonders die Schnittstellen zum parallelen Aufbau eines virtuellen Freiwilligenzentrums besonders berücksichtigt werden.

Weitere Auskünfte und Informationen gibt. es bei Katharina Esser, Sozialplanerin. der Stadt Jülich, Große Rurstraße 17, 52428 Jülich, 0 24 61 / 63 236.

 

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