Projekt «Senioren ins Netz» zieht positive
eine Bilanz
Jülich. Ohne Computer geht heute (fast)
gar nichts mehr. Die junge Generation kommuniziert ganz selbstverständlich
in Chatrooms, erledigt ihre Bankgeschäfte oder bucht Reisen
über das Internet. Aber die neuen Medien sind keineswegs
nur was für Jugendliche und deren Eltern.
Auch Großmütter und Großväter
entdecken zunehmend die Vorteile des Internet, das mit wenigen
Mausklicks bis ans Ende der Welt führen kann. Zum Beispiel
nach Australien, wo die Familie eines Bewohners des Jülicher
Hildegardis-Stifts lebt. Sie meldete sich per E-Mail bei Heimleiter
Rudolf Stellmach und bat, den Brief an den Opa auszudrucken.
Dies sei ein gutes Beispiel, per Internet Kontakte
zu pflegen - auch über weite Entfernungen hinweg. Kontakte
zu knüpfen ist auch ein Ziel des vom Land geförderten
Modellprojektes «Senioren ins Netz», das die Stadt
Jülich seit zwei Jahren als Projektträger unterstützt.
Kooperationspartner sind der Gemeinnützige
Bauverein und das Altenheim St. Hildegard, der Ortsverein der
Arbeiterwohlfahrt in Jülich, das Evangelische Gemeindezentrum
Aldenhoven sowie die Katholischen Gemeindezentren St. Martinus
Linnich und St. Kornelius in Rödingen.
Die Bilanz nach zwei Jahren ist erfreulich, berichtete
Katarina Esser, Leiterin des Amtes für Sozialplanung, bei
einer Pressekonferenz im Rathaus. Mehr als 700 Senioren zwischen
55 und 85 Jahren nahmen an den verschiedenen Kursen teil.
Inzwischen wurden 35 ehrenamtliche Helferinnen
und Helfer gefunden, zwischen 16 und 75 Jahre alt. Sie unterstützen
die alten Web-Surfer bei allen technischen Fragen, leiten Kurse
und wagen sich gemeinsam mit den Senioren an neue Projekte. Und
davon gibt es inzwischen eine ganze Reihe.
Projektleiter Thomas Langens stellte unter anderem
die neuen Mini-Kurse vor, bei denen die Teilnehmer lernen, per
Internet ein Hotel zu buchen oder eine Reiseroute zu planen. Ab
Herbst soll es weitere Themen geben wie Wellness, Ahnenforschung
oder Online-Shopping.
Zu den jüngsten Projekten gehört nach
Auskunft von Projektleiterin Susanne Konzet die IHA-Börse.
Das Kürzel steht für Information, Hobby und Austausch.
Ziel sei es, die Lebensqualität der Menschen im ländlichen
Raum zu verbessern, auch wenn sie nicht mehr mobil seien. Da sucht
zum Beispiel eine Teilnehmerin jemanden, der für sie Holz
hackt und spaltet.
Eine andere beklagt sich über die fehlenden
Radwege zwischen Ameln und Rödingen und eine weitere Frau
bietet Yoga-Kurse für Senioren an. Auf Spurensuche haben
sich Senioren in Aldenhoven begeben. Für Pfarrer Charles
Cervigne ein Projekt, das langfristig angelegt ist und stets aktualisiert
werden kann, weil es im Internet - anders als bei Gedrucktem -
keinen Redaktionsschluss gibt.
Geplant ist ein Geschichtsbuch, das die Bergbau-Tradition
der Gemeinde in den 50er und 60er Jahren dokumentiert. Bis zum
Juni 2003 ist das Modellprojekt zunächst befristet. Eine
Fortsetzung ist bereits geplant, allerdings muss noch eine andere
Finanzierung gefunden werden, denn die Landesförderung läuft
dann aus.
«Es geht um mehr als eine Freizeitbeschäftigung.
Es geht darum, Kernkompetenzen für die Welt von morgen zu
vermitteln», so Bürgermeister Heinrich Stommel. Eine
Projektzeitung dokumentiert die vielfältigen Aktivitäten
bisher.