21.06.2002 - Jülicher Zeitung:

 

Projekt «Senioren ins Netz» zieht positive eine Bilanz

Jülich. Ohne Computer geht heute (fast) gar nichts mehr. Die junge Generation kommuniziert ganz selbstverständlich in Chatrooms, erledigt ihre Bankgeschäfte oder bucht Reisen über das Internet. Aber die neuen Medien sind keineswegs nur was für Jugendliche und deren Eltern.

Auch Großmütter und Großväter entdecken zunehmend die Vorteile des Internet, das mit wenigen Mausklicks bis ans Ende der Welt führen kann. Zum Beispiel nach Australien, wo die Familie eines Bewohners des Jülicher Hildegardis-Stifts lebt. Sie meldete sich per E-Mail bei Heimleiter Rudolf Stellmach und bat, den Brief an den Opa auszudrucken.

Dies sei ein gutes Beispiel, per Internet Kontakte zu pflegen - auch über weite Entfernungen hinweg. Kontakte zu knüpfen ist auch ein Ziel des vom Land geförderten Modellprojektes «Senioren ins Netz», das die Stadt Jülich seit zwei Jahren als Projektträger unterstützt.

Kooperationspartner sind der Gemeinnützige Bauverein und das Altenheim St. Hildegard, der Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt in Jülich, das Evangelische Gemeindezentrum Aldenhoven sowie die Katholischen Gemeindezentren St. Martinus Linnich und St. Kornelius in Rödingen.

Die Bilanz nach zwei Jahren ist erfreulich, berichtete Katarina Esser, Leiterin des Amtes für Sozialplanung, bei einer Pressekonferenz im Rathaus. Mehr als 700 Senioren zwischen 55 und 85 Jahren nahmen an den verschiedenen Kursen teil.

Inzwischen wurden 35 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gefunden, zwischen 16 und 75 Jahre alt. Sie unterstützen die alten Web-Surfer bei allen technischen Fragen, leiten Kurse und wagen sich gemeinsam mit den Senioren an neue Projekte. Und davon gibt es inzwischen eine ganze Reihe.

Projektleiter Thomas Langens stellte unter anderem die neuen Mini-Kurse vor, bei denen die Teilnehmer lernen, per Internet ein Hotel zu buchen oder eine Reiseroute zu planen. Ab Herbst soll es weitere Themen geben wie Wellness, Ahnenforschung oder Online-Shopping.

Zu den jüngsten Projekten gehört nach Auskunft von Projektleiterin Susanne Konzet die IHA-Börse. Das Kürzel steht für Information, Hobby und Austausch. Ziel sei es, die Lebensqualität der Menschen im ländlichen Raum zu verbessern, auch wenn sie nicht mehr mobil seien. Da sucht zum Beispiel eine Teilnehmerin jemanden, der für sie Holz hackt und spaltet.

Eine andere beklagt sich über die fehlenden Radwege zwischen Ameln und Rödingen und eine weitere Frau bietet Yoga-Kurse für Senioren an. Auf Spurensuche haben sich Senioren in Aldenhoven begeben. Für Pfarrer Charles Cervigne ein Projekt, das langfristig angelegt ist und stets aktualisiert werden kann, weil es im Internet - anders als bei Gedrucktem - keinen Redaktionsschluss gibt.

Geplant ist ein Geschichtsbuch, das die Bergbau-Tradition der Gemeinde in den 50er und 60er Jahren dokumentiert. Bis zum Juni 2003 ist das Modellprojekt zunächst befristet. Eine Fortsetzung ist bereits geplant, allerdings muss noch eine andere Finanzierung gefunden werden, denn die Landesförderung läuft dann aus.

«Es geht um mehr als eine Freizeitbeschäftigung. Es geht darum, Kernkompetenzen für die Welt von morgen zu vermitteln», so Bürgermeister Heinrich Stommel. Eine Projektzeitung dokumentiert die vielfältigen Aktivitäten bisher.

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