Die Schlosssfestung Zitadelle
Anfang des 16. Jh. boten mittelalterliche Stadtmauern keinen Schutz mehr gegen die neuentwickelten Pulvergeschütze. Diese schossen Breschen in die zu schwachen, senkrechten Mauern, fanden aber zur Verteidigung keinen Aufstellungsraum auf den schmalen Mauerkronen. Zudem erschwerte die konvexe Form der Mauerringe das Beschießen des Angreifers direkt vor der Befestigung. Die Antwort war die ingenieurmäßig auf Schußlinien gestaltete, "bastionierte" Befestigung mit polygonalem Grundriß, pfeilförmigen Bastionen und geraden Wällen, die eine Rundumverteidigung ohne "tote Winkel" erlaubte. In Italien entwickelt, wurde sie ab 1545 in Deutschland erstmals mit der Stadtbefestigung in Jülich durch Alessandro Pasqualini unter Herzog Wilhelm V. konsequent verwirklicht: sowohl neuzeitliche Wehranlage als auch - mit der Zitadelle und dem herzoglichen Residenzschloß - Beginn und gleichzeitig Höhepunkt der italienischen Renaissance im Rheinland.
Hauptbauwerk der Jülicher Festung war die fast quadratische Zitadelle. Ab 1548 im Norden der Stadt zusammen mit dieser in einem Zeitraum von etwa 35 Jahren erbaut, ist ihre Grundfläche mit 9 Hektar nur wenig kleiner als die pasqualinische Altstadt. Ihre Seitenlänge zwischen den äußeren Wallgrabenecken beträgt 360 - 380 m, die Wallstärke 35 - 43 m, die Grabenbreite 33 m. Die Festungsmauer hat eine gestreckte Länge von 2,2 km und eine Höhe von 12,5 m. Die Wälle und Bastionen wie auch die weitläufigen Kasematten und Tunnel sind bei Führungen teilweise zugänglich.
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