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14.11.2020 | Pressestelle (allgemein)

Stille Kranzniederlegungen

Stille Kranzniederlegung auf dem Ehrenfriedhof in Jülich
Stille Kranzniederlegung auf dem Ehrenfriedhof in Jülich

Stilles Gedenken zum Volkstrauertag und zur Zerstörung Jülichs am 16. November 1944

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

im Jahr 2020 ist aufgrund der Corona-Pandemie und der zur Eindämmung des Infektionsgeschehens verordneten Maßnahmen vieles anders als sonst. Auch das gemeinsame November-Gedenken und Erinnern an die Geschehnisse unserer Vergangenheit kann nicht im gewohnten Umfang bei Zusammenkünften an unterschiedlichen Orten in unserer Stadt stattfinden.

Dies betrifft leider auch die in jedem Jahr stattfindenden Gedenkveranstaltungen zum Volkstrauertag und das gemeinsame Gedenken an die Zerstörung unserer Stadt am 16. November 1944. In diesem Jahr finden daher auf dem Ehrenfriedhof in Jülich, auf den Friedhöfen in den Ortsteilen und am Gedenkstein auf dem Schlossplatz stille Kranzniederlegungen statt.

Heute, am Vorabend des Volkstrauertages, habe ich mich mit einigen wenigen Vertretern auf dem Ehrenfriedhof in Jülich getroffen, um dort in stillem Gedenken die Kränze niederzulegen.

Ich begrüße Sie nun virtuell anlässlich des Volkstrauertags.

Dieser Tag der „nationalen Trauer“ ist den Opfern von Krieg und Gewalt gewidmet und zugleich der Mahnung zu Versöhnung, Verständigung und Frieden.

Wolfgang Schneiderhahn, Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. lenkt in seinem diesjährigen Geleitwort den Blick auf den 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges:

„Ab dem 8. Mai 1945 schwiegen in Europa die Waffen, vier Monate später dann auch in Asien – endlich. Der Zweite Weltkrieg kostete zwischen 60 bis 70 Millionen Menschenleben, viele von ihnen erst in den letzten Kriegsmonaten.

Diese Toten der letzten Kriegstage wurden bei hastigen Rückzügen oder nach katastrophalen Bombardierungen oft nur notdürftig bestattet oder sie blieben in den Ruinen verschüttet. Noch heute werden sie gefunden, geborgen und auf Kriegsgräberstätten umgebettet. Noch heute bekommen ihre nunmehr selbst schon betagten Kinder und Enkelkinder Gewissheit über den Todesort ihrer Verwandten.

Von Berlin aus wurde dieser Vernichtungskrieg mit seinen beispiellosen Verbrechen gegen die Menschheit bereits lange vor 1939 geplant und ohne jede Rücksicht losgetreten. Und bis hierhin, gewissermaßen bis zum letzten Meter dieser schon weitgehend verwüsteten Hauptstadt, mussten die Alliierten in einem immensen Kraftakt die nationalsozialistische Aggression zurückschlagen.

Bis zuallerletzt wurden Juden, Sinti und Roma oder Zwangsarbeiter auf Todesmärschen umgebracht, inhaftierte NS-Gegner, aber auch viele einfache Soldaten und Zivilisten wegen angeblicher „Wehrkraftzersetzung“ noch hingerichtet. Daher war das Kriegsende für die überlebenden NS-Verfolgten in einem existenziellen Sinne eine Befreiung. Nicht wenige waren in Deutschland trotz ihrer ungewissen Zukunft erleichtert über das Ende der furchtbaren Bombennächte und aussichtslosen Kämpfe.

So gewaltvoll dieser Krieg in Deutschland endete, war er doch die Folge eines erbarmungslosen Machtanspruchs, der von weiten Teilen zuvor bejubelt worden war. Und der noch viel größere Verheerung über den Kontinent gebracht hatte: in Rotterdam und Coventry, in Distomo, Fivizzano oder der Finnmark sowie am schlimmsten in Mittel- und Osteuropa.

Gerade in diesem Teil Europas bedeutete das Kriegsende kein sofortiges Ende der Gewalt. Flucht und Verfolgung trafen nun Deutsche ebenso wie viele andere Menschen in der Region. Ganze Landstriche blieben lange versehrt. Unter der europäischen Teilung im Kalten Krieg litten die Menschen in Mittel- und Osteuropa abermals besonders schwer.

Der 8. Mai 1945 war zugleich der Beginn eines Aufbruchs, wenn auch zaghaft und entbehrungsreich. So entwickelte sich in Westeuropa ein einmaliges Friedens-, Freiheits- und Wohlstandsmodell. Der Weg im Osten war steiniger, erst die weitgehend friedlichen Revolutionen von 1989 und die europäische Integration überwanden diese Trennung. Allerdings rissen nun lang unterdrückte historische Wunden wieder auf, es kam zu einem neuen alten Krieg auf dem Balkan. Seit 2014 findet ein Krieg – oftmals vergessen – mitten in Europa, in der Ukraine, statt.

Die Generation, die die ersten schweren Schritte zum europäischen Wiederaufbau gegangen ist, hat den Krieg noch in jungen Jahren erlebt. Angst vor Tod und Verfolgung, Zerstörung und Hunger, der Verlust von oft weit entfernt und einsam verstorbenen Angehörigen – das waren die Erfahrungen einer ganzen Generation.

Diese Menschen wissen, was Krieg, aber auch was Frieden und Freiheit bedeuten und wie Zusammenhalt durch Zeiten voller Not führt. Gerade in diesem Gedenkjahr zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges, im Zeichen der Corona-Pandemie, sollten wir ihnen beistehen und zuhören, so gut es bei den notwendigen Beschränkungen geht. Ihre Erinnerungen an jüngere Generationen weiterzugeben, könnte nicht friedensstiftender sein und ist uns Auftrag an diesem Volkstrauertag und darüber hinaus.“

Ein wesentlicher Bestandteil ist alljährlich das Totengedenken vor den Gräbern auf dem Ehrenfriedhof Jülich:

Wir denken heute

an die Opfer von Gewalt und Krieg,

an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

 

Wir gedenken

der Soldaten, die in den Weltkriegen starben,

der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder

danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und

Flüchtlinge ihr Leben verloren.

 

Wir gedenken derer,

die verfolgt und getötet wurden,

weil sie einem anderen Volk angehörten,

einer anderen Rasse zugerechnet wurden,

Teil einer Minderheit waren oder deren Leben

wegen einer Krankheit oder Behinderung

als lebensunwert bezeichnet wurde.

 

Wir gedenken derer,

die ums Leben kamen, weil sie Widerstand

gegen Gewaltherrschaft geleistet haben,

und derer, die den Tod fanden, weil sie an

ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

 

Wir trauern

um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage,

um die Opfer von Terrorismus und

politischer Verfolgung,

um die Bundeswehrsoldaten und

anderen Einsatzkräfte,

die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

 

Wir gedenken heute auch derer,

die bei uns durch Hass und Gewalt gegen

Fremde und Schwache Opfer geworden sind.

 

Wir trauern mit allen,

die Leid tragen um die Toten und

teilen ihren Schmerz.

 

Aber unser Leben steht im Zeichen der

Hoffnung auf Versöhnung unter den

Menschen und Völkern,

und unsere Verantwortung gilt dem

Frieden unter den Menschen zu Hause

und in der ganzen Welt.

Mit der Kranzniederlegung erinnern wir am Volkstrauertag an die Kriegstoten und Opfer von Gewaltherrschaft aller Nationen. Von Beidem hat das Europa des 20. Jahrhunderts unvorstellbar hohe Zahlen vorzuweisen. Ein Besuch der großen Soldatenfriedhöfe macht dies eindrucksvoll deutlich.

Der Gedenkredner bei der vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge organisierten zentralen Veranstaltung zum Volkstrauertag am 15. November im Bundestag ist in diesem Jahr seine Königliche Hoheit, der Prinz von Wales. Wolfgang Schneiderhan, Präsident des Volksbundes, hält die Begrüßungsansprache. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der Schirmherr des Volksbundes, spricht das Totengedenken. Zum Programm gehören neben der Gedenkrede inhaltliche Impulse junger Menschen aus Großbritannien, Israel, Moldawien und Deutschland. Das Musikkorps der Bundeswehr und eine Solistin begleiten die Veranstaltung musikalisch.

Jedes Jahr legt der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge den inhaltlichen Fokus im Plenarsaal auf bestimmte historische Gedenktage und Themen. 2020 –75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges –sind es die deutsch-britischen Beziehungen, die sich von der Feindschaft in beiden Weltkriegen zu Freundschaft und Zusammenarbeit entwickelt haben.

Die Liste der Teilnehmenden zeigt die große Bedeutung des Themas. Die Feierstunde am 15. November ab 13.30 Uhr wird live vom ZDF übertragen und ist außerdem auf Phoenix und im Bundestagsfernsehen zu sehen.

Ich möchte noch einmal den Blick auf unsere Stadt lenken.

- Novemberpogrome 1938 – Volkstrauertag – 16. November 1944 –

sind Tage, die nicht nur kalendarisch eng zusammenhängen.

Der 16. November 1944 hat sich tief in das Gedächtnis unserer Stadt eingebrannt. An diesem Tag wurden durch alliiertes Luftbombardement die Städte Düren und Jülich nahezu vollständig ausgelöscht.

Aus diesem Anlass kommen in jedem Jahr am 16. November zahlreiche Menschen, darunter stets einige Zeitzeugen, zu einem gemeinsamen Erinnern am Gedenkstein auf dem Schlossplatz zusammen. Auch dort wird es mit Blick auf die alarmierend hohen Corona-Infektionszahlen lediglich eine stille Kranzniederlegung geben. Bitte verzichten Sie auf die persönliche Anwesenheit an diesem Ort. Wie in jedem Jahr werden um 15.28, dem Beginn des damaligen Bombardements, die Glocken der Jülicher Kirchen läuten und an dieses für unsere Stadt wohl prägendste Ereignis der jüngeren Geschichte erinnern.

Dieses Ereignis liegt nun über 75 Jahre zurück. In einer Zeit, in der das personale Erinnern der Erlebnisgeneration mehr und mehr erlischt, ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die damaligen Geschehnisse kritisch zu reflektieren und im allgemeinen Bewusstsein zu halten. Dies darf aber nicht isoliert geschehen, sondern muss in einen weiten geschichtlichen und erinnerungskulturellen Horizont eingeordnet sein. Von September 2019 bis zum Frühjahr 2020 haben die Städte Düren und Jülich mit dem gemeinsamen Veranstaltungsprogramm „Bombenkrieg und „Befreiung“ an der Rur - Zwischen „Führer“ und Freiheit“ erinnert, gemahnt und einen vielstimmigen Dialog angestoßen. Die Verbindung mit dem Erinnern an die Reichspogromnacht sowie die Berücksichtigung des Themenkomplexes der Zwangsarbeiter hat in aller Deutlichkeit vor Augen geführt, dass die Zerstörung unserer beiden Städte nicht schicksalhaft, sondern Konsequenz verbrecherischer Politik des Nationalsozialismus war.

Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, diese Themen immer wieder öffentlich zu machen und diesen Dialog fortzuführen.

In diesem Corona-Jahr 2020 ist das gemeinsame Erinnern und Gedenken schwierig. Mit Ihrem Interesse und Ihrer Aufmerksamkeit, sind Sie dennoch Teil dieses Dialogs geworden. Sie gehören damit zu den Menschen, denen bewusst ist, dass die Erinnerung eine wichtige Voraussetzung für eine friedliche Gegenwart und Zukunft ist.

Dafür danke ich Ihnen herzlich!

 

Aufgrund der Corona-Pandemie erfolgte die stille Kranzniederlegung im kleinen Kreis am

Samstag, 14.11.2020 um 16.00 Uhr auf dem Ehrenfriedhof Jülich.

Teilnehmende u.a.:
Bürgermeister Axel Fuchs
Beigeordneter Martin Schulz
Pfarrer Konny Keutmann
Oberstleutnant Michael Kommoss, Bundeswehr
Harald Bleser, Sozialverband VdK

 

Kino: Chaos und Stille

21. & 22.07.2025, jeweils um 20 Uhr, Kuba

Konzert: Soul Xpress

26.07.2025, 20 Uhr, KuBa-Biergarten

Kuratorenführung „Licht und Schatten. Johann Wilhelm Schirmer in Italien“ mit Kuratorin Stephanie Decker

20. Juli, 11 Uhr, Pulvermagazin der Zitadelle Jülich

Zurück zur Lebensqualität

In der Jülicher Gesundheitsstunde geht es um moderne Altersmedizin

„Kultur im Quartier“

Workshop Kunst aus Naturmaterial im Quartierszentrum Heckfeld

Ferienzeit im indeland: Rausgehen, entdecken, staunen

indeland lädt ein - ideal für Familien, Naturfreunde und alle, die ihre Region neu entdecken möchten

Stelle im Bauhof zu besetzen

Bewerbungen möglich bis 28.07.2025.

Pasqualini zwischen Party und Poesie

Jülich wird vom 1. bis 3. August zur Bühne: Pasqualini Zeitsprung Festival

Erfolgreiche Prüfung auf Weinfest gefeiert

Erfolgreicher Abschluss: Verwaltungsfachangestellte feiern ihren Prüfungserfolg

Jetzt als Volunteer bewerben!

Wer möchte Teil des Pasqualini Festivals 2025 werden?


14.11.2020 | Pressestelle (allgemein)

Stille Kranzniederlegungen

Stille Kranzniederlegung auf dem Ehrenfriedhof in Jülich
Stille Kranzniederlegung auf dem Ehrenfriedhof in Jülich

Stilles Gedenken zum Volkstrauertag und zur Zerstörung Jülichs am 16. November 1944

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

im Jahr 2020 ist aufgrund der Corona-Pandemie und der zur Eindämmung des Infektionsgeschehens verordneten Maßnahmen vieles anders als sonst. Auch das gemeinsame November-Gedenken und Erinnern an die Geschehnisse unserer Vergangenheit kann nicht im gewohnten Umfang bei Zusammenkünften an unterschiedlichen Orten in unserer Stadt stattfinden.

Dies betrifft leider auch die in jedem Jahr stattfindenden Gedenkveranstaltungen zum Volkstrauertag und das gemeinsame Gedenken an die Zerstörung unserer Stadt am 16. November 1944. In diesem Jahr finden daher auf dem Ehrenfriedhof in Jülich, auf den Friedhöfen in den Ortsteilen und am Gedenkstein auf dem Schlossplatz stille Kranzniederlegungen statt.

Heute, am Vorabend des Volkstrauertages, habe ich mich mit einigen wenigen Vertretern auf dem Ehrenfriedhof in Jülich getroffen, um dort in stillem Gedenken die Kränze niederzulegen.

Ich begrüße Sie nun virtuell anlässlich des Volkstrauertags.

Dieser Tag der „nationalen Trauer“ ist den Opfern von Krieg und Gewalt gewidmet und zugleich der Mahnung zu Versöhnung, Verständigung und Frieden.

Wolfgang Schneiderhahn, Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. lenkt in seinem diesjährigen Geleitwort den Blick auf den 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges:

„Ab dem 8. Mai 1945 schwiegen in Europa die Waffen, vier Monate später dann auch in Asien – endlich. Der Zweite Weltkrieg kostete zwischen 60 bis 70 Millionen Menschenleben, viele von ihnen erst in den letzten Kriegsmonaten.

Diese Toten der letzten Kriegstage wurden bei hastigen Rückzügen oder nach katastrophalen Bombardierungen oft nur notdürftig bestattet oder sie blieben in den Ruinen verschüttet. Noch heute werden sie gefunden, geborgen und auf Kriegsgräberstätten umgebettet. Noch heute bekommen ihre nunmehr selbst schon betagten Kinder und Enkelkinder Gewissheit über den Todesort ihrer Verwandten.

Von Berlin aus wurde dieser Vernichtungskrieg mit seinen beispiellosen Verbrechen gegen die Menschheit bereits lange vor 1939 geplant und ohne jede Rücksicht losgetreten. Und bis hierhin, gewissermaßen bis zum letzten Meter dieser schon weitgehend verwüsteten Hauptstadt, mussten die Alliierten in einem immensen Kraftakt die nationalsozialistische Aggression zurückschlagen.

Bis zuallerletzt wurden Juden, Sinti und Roma oder Zwangsarbeiter auf Todesmärschen umgebracht, inhaftierte NS-Gegner, aber auch viele einfache Soldaten und Zivilisten wegen angeblicher „Wehrkraftzersetzung“ noch hingerichtet. Daher war das Kriegsende für die überlebenden NS-Verfolgten in einem existenziellen Sinne eine Befreiung. Nicht wenige waren in Deutschland trotz ihrer ungewissen Zukunft erleichtert über das Ende der furchtbaren Bombennächte und aussichtslosen Kämpfe.

So gewaltvoll dieser Krieg in Deutschland endete, war er doch die Folge eines erbarmungslosen Machtanspruchs, der von weiten Teilen zuvor bejubelt worden war. Und der noch viel größere Verheerung über den Kontinent gebracht hatte: in Rotterdam und Coventry, in Distomo, Fivizzano oder der Finnmark sowie am schlimmsten in Mittel- und Osteuropa.

Gerade in diesem Teil Europas bedeutete das Kriegsende kein sofortiges Ende der Gewalt. Flucht und Verfolgung trafen nun Deutsche ebenso wie viele andere Menschen in der Region. Ganze Landstriche blieben lange versehrt. Unter der europäischen Teilung im Kalten Krieg litten die Menschen in Mittel- und Osteuropa abermals besonders schwer.

Der 8. Mai 1945 war zugleich der Beginn eines Aufbruchs, wenn auch zaghaft und entbehrungsreich. So entwickelte sich in Westeuropa ein einmaliges Friedens-, Freiheits- und Wohlstandsmodell. Der Weg im Osten war steiniger, erst die weitgehend friedlichen Revolutionen von 1989 und die europäische Integration überwanden diese Trennung. Allerdings rissen nun lang unterdrückte historische Wunden wieder auf, es kam zu einem neuen alten Krieg auf dem Balkan. Seit 2014 findet ein Krieg – oftmals vergessen – mitten in Europa, in der Ukraine, statt.

Die Generation, die die ersten schweren Schritte zum europäischen Wiederaufbau gegangen ist, hat den Krieg noch in jungen Jahren erlebt. Angst vor Tod und Verfolgung, Zerstörung und Hunger, der Verlust von oft weit entfernt und einsam verstorbenen Angehörigen – das waren die Erfahrungen einer ganzen Generation.

Diese Menschen wissen, was Krieg, aber auch was Frieden und Freiheit bedeuten und wie Zusammenhalt durch Zeiten voller Not führt. Gerade in diesem Gedenkjahr zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges, im Zeichen der Corona-Pandemie, sollten wir ihnen beistehen und zuhören, so gut es bei den notwendigen Beschränkungen geht. Ihre Erinnerungen an jüngere Generationen weiterzugeben, könnte nicht friedensstiftender sein und ist uns Auftrag an diesem Volkstrauertag und darüber hinaus.“

Ein wesentlicher Bestandteil ist alljährlich das Totengedenken vor den Gräbern auf dem Ehrenfriedhof Jülich:

Wir denken heute

an die Opfer von Gewalt und Krieg,

an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

 

Wir gedenken

der Soldaten, die in den Weltkriegen starben,

der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder

danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und

Flüchtlinge ihr Leben verloren.

 

Wir gedenken derer,

die verfolgt und getötet wurden,

weil sie einem anderen Volk angehörten,

einer anderen Rasse zugerechnet wurden,

Teil einer Minderheit waren oder deren Leben

wegen einer Krankheit oder Behinderung

als lebensunwert bezeichnet wurde.

 

Wir gedenken derer,

die ums Leben kamen, weil sie Widerstand

gegen Gewaltherrschaft geleistet haben,

und derer, die den Tod fanden, weil sie an

ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

 

Wir trauern

um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage,

um die Opfer von Terrorismus und

politischer Verfolgung,

um die Bundeswehrsoldaten und

anderen Einsatzkräfte,

die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

 

Wir gedenken heute auch derer,

die bei uns durch Hass und Gewalt gegen

Fremde und Schwache Opfer geworden sind.

 

Wir trauern mit allen,

die Leid tragen um die Toten und

teilen ihren Schmerz.

 

Aber unser Leben steht im Zeichen der

Hoffnung auf Versöhnung unter den

Menschen und Völkern,

und unsere Verantwortung gilt dem

Frieden unter den Menschen zu Hause

und in der ganzen Welt.

Mit der Kranzniederlegung erinnern wir am Volkstrauertag an die Kriegstoten und Opfer von Gewaltherrschaft aller Nationen. Von Beidem hat das Europa des 20. Jahrhunderts unvorstellbar hohe Zahlen vorzuweisen. Ein Besuch der großen Soldatenfriedhöfe macht dies eindrucksvoll deutlich.

Der Gedenkredner bei der vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge organisierten zentralen Veranstaltung zum Volkstrauertag am 15. November im Bundestag ist in diesem Jahr seine Königliche Hoheit, der Prinz von Wales. Wolfgang Schneiderhan, Präsident des Volksbundes, hält die Begrüßungsansprache. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der Schirmherr des Volksbundes, spricht das Totengedenken. Zum Programm gehören neben der Gedenkrede inhaltliche Impulse junger Menschen aus Großbritannien, Israel, Moldawien und Deutschland. Das Musikkorps der Bundeswehr und eine Solistin begleiten die Veranstaltung musikalisch.

Jedes Jahr legt der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge den inhaltlichen Fokus im Plenarsaal auf bestimmte historische Gedenktage und Themen. 2020 –75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges –sind es die deutsch-britischen Beziehungen, die sich von der Feindschaft in beiden Weltkriegen zu Freundschaft und Zusammenarbeit entwickelt haben.

Die Liste der Teilnehmenden zeigt die große Bedeutung des Themas. Die Feierstunde am 15. November ab 13.30 Uhr wird live vom ZDF übertragen und ist außerdem auf Phoenix und im Bundestagsfernsehen zu sehen.

Ich möchte noch einmal den Blick auf unsere Stadt lenken.

- Novemberpogrome 1938 – Volkstrauertag – 16. November 1944 –

sind Tage, die nicht nur kalendarisch eng zusammenhängen.

Der 16. November 1944 hat sich tief in das Gedächtnis unserer Stadt eingebrannt. An diesem Tag wurden durch alliiertes Luftbombardement die Städte Düren und Jülich nahezu vollständig ausgelöscht.

Aus diesem Anlass kommen in jedem Jahr am 16. November zahlreiche Menschen, darunter stets einige Zeitzeugen, zu einem gemeinsamen Erinnern am Gedenkstein auf dem Schlossplatz zusammen. Auch dort wird es mit Blick auf die alarmierend hohen Corona-Infektionszahlen lediglich eine stille Kranzniederlegung geben. Bitte verzichten Sie auf die persönliche Anwesenheit an diesem Ort. Wie in jedem Jahr werden um 15.28, dem Beginn des damaligen Bombardements, die Glocken der Jülicher Kirchen läuten und an dieses für unsere Stadt wohl prägendste Ereignis der jüngeren Geschichte erinnern.

Dieses Ereignis liegt nun über 75 Jahre zurück. In einer Zeit, in der das personale Erinnern der Erlebnisgeneration mehr und mehr erlischt, ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die damaligen Geschehnisse kritisch zu reflektieren und im allgemeinen Bewusstsein zu halten. Dies darf aber nicht isoliert geschehen, sondern muss in einen weiten geschichtlichen und erinnerungskulturellen Horizont eingeordnet sein. Von September 2019 bis zum Frühjahr 2020 haben die Städte Düren und Jülich mit dem gemeinsamen Veranstaltungsprogramm „Bombenkrieg und „Befreiung“ an der Rur - Zwischen „Führer“ und Freiheit“ erinnert, gemahnt und einen vielstimmigen Dialog angestoßen. Die Verbindung mit dem Erinnern an die Reichspogromnacht sowie die Berücksichtigung des Themenkomplexes der Zwangsarbeiter hat in aller Deutlichkeit vor Augen geführt, dass die Zerstörung unserer beiden Städte nicht schicksalhaft, sondern Konsequenz verbrecherischer Politik des Nationalsozialismus war.

Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, diese Themen immer wieder öffentlich zu machen und diesen Dialog fortzuführen.

In diesem Corona-Jahr 2020 ist das gemeinsame Erinnern und Gedenken schwierig. Mit Ihrem Interesse und Ihrer Aufmerksamkeit, sind Sie dennoch Teil dieses Dialogs geworden. Sie gehören damit zu den Menschen, denen bewusst ist, dass die Erinnerung eine wichtige Voraussetzung für eine friedliche Gegenwart und Zukunft ist.

Dafür danke ich Ihnen herzlich!

 

Aufgrund der Corona-Pandemie erfolgte die stille Kranzniederlegung im kleinen Kreis am

Samstag, 14.11.2020 um 16.00 Uhr auf dem Ehrenfriedhof Jülich.

Teilnehmende u.a.:
Bürgermeister Axel Fuchs
Beigeordneter Martin Schulz
Pfarrer Konny Keutmann
Oberstleutnant Michael Kommoss, Bundeswehr
Harald Bleser, Sozialverband VdK

 

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